Es war einmal in den 70er Jahren...
...(genauer gesagt 1975), als der IAS 1 das Licht der Welt erblickte.
Damals eine Revolution in der Finanzberichterstattung, wurde er zum Herzstück der IFRS-Welt und legte grundlegende Prinzipien fest, die bis heute maßgeblich sind.
Von der Gliederung der Bilanz über die Gewinn- und Verlustrechnung bis hin zu den Angabepflichten innerhalb des Anhangs deckte der Standard viele Bereiche ab.
Doch wie das so ist mit revolutionären Ideen: Irgendwann kommt der Moment, da wird es Zeit für ein Update.
Und dieser Moment ist nun gekommen.
Mit Wirkung ab dem 1. Januar 2027 wird der bewährte IAS 1 durch den neuen IFRS 18 ersetzt, der am 9. April 2024 veröffentlicht wurde. Das Ziel: eine bessere Vergleichbarkeit zwischen Unternehmen und eine genauere Performance-Messung.
Der neue Standard bringt einige Veränderungen mit sich, insbesondere in der Gliederung der Gewinn- und Verlustrechnung. Außerdem müssen sich IFRS-Anwender einstellen, und warum sollte man sich kurzfristig damit auseinandersetzen?
Warum ein neuer Standard?
Die Notwendigkeit für eine Neuausrichtung der Finanzmarktregulierung resultiert aus einem grundlegenden Problem: Es gibt zwei grundsätzliche Ansätze für die Finanzmarktkommunikation.
Der erste Ansatz, bekannt als der „Management Approach“, erlaubt es, nur das zu berichten, was intern ohnehin schon für das Management erstellt wird. Der zweite Ansatz verlangt dagegen eine umfassendere Regulierung, die alle wesentlichen Sachverhalte nach einheitlichen Kriterien zusammenfasst.
In der bisherigen IFRS-Welt gab es eine gewisse Diskrepanz zwischen diesen beiden Ansätzen. Während die Segmentberichterstattung flexibel gehandhabt wurde, wurden andere Bereiche, wie etwa die Bilanzgliederung, streng reguliert.
Bei der Gewinn- und Verlustrechnung bestand hingegen eine größere Freiheit, insbesondere im Hinblick auf die Detailtiefe der operativen Aufwendungen. Dies führte zu einer mangelhaften Vergleichbarkeit zwischen Unternehmen.
Schon seit Jahren haben Analysten und Investoren mehr Transparenz und Vergleichbarkeit gefordert, insbesondere bei der Ertragslage von Unternehmen.
Im Jahr 2016 nahm sich das IASB (International Accounting Standards Board) diesem Problem an. Nach vielen Jahren der Diskussion und Anhörung ist mit IFRS 18 endlich ein neuer Standard zur Präsentation und Offenlegung von Finanzinformationen geschaffen worden.
Was bringt der IFRS 18?
Mit 72 Seiten ist der neue Standard kein Leichtgewicht, und hinzu kommen 105 Seiten mit Folgeänderungen an nahezu allen anderen relevanten Standards.
Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf IAS 8 und IAS 7, die beide durch den Standard signifikant verändert werden. Das Ziel: Eine umfassendere und konsistentere Darstellung der Unternehmensleistung.
Die neue Gliederung der Gewinn- und Verlustrechnung
Die wohl größte Neuerung betrifft die Gliederung der Gewinn- und Verlustrechnung. Zukünftig wird diese in drei Hauptkategorien unterteilt: „Operating“ (Betriebsaktivitäten), „Investing“ (Investitionsaktivitäten) und „Financing“ (Finanzierungsaktivitäten).
Diese neuen sollen es ermöglichen, die operative Leistung eines Unternehmens besser von den Effekten seiner Investitionen und der Finanzierung zu trennen.
Es werden zwei neue Zwischensummen eingeführt: das „Betriebsergebnis“ und das „Ergebnis vor Finanzierung und Ertragsteuern“. Das bisher bekannte „Ergebnis vor Ertragsteuern“ ist jedoch nicht mehr erforderlich.
Diese Änderungen zielen darauf ab, die Vergleichbarkeit zwischen Unternehmen zu verbessern, indem klarer wird, welche Erträge und Erträge operativ, welche investiv und welche finanzierungsbedingt sind.
Die Kategorie „Operating“ – Der Dreh- und Angelpunkt
Die Kategorie „Operating“ bildet eine Art Restgröße. Alle Erträge und Erträge, die nicht in die Kategorien „Investieren“ oder „Finanzieren“ fallen, werden hier zugeordnet. Für Unternehmen, die zum Beispiel auch Finanzdienstleistungen anbieten oder über leistungsstarke Investment-Aktivitäten verfügen, kann es hier allerdings zu Verschiebungen kommen.
Diese Zuordnung kann zu Herausforderungen führen, da die Bestimmung der „Hauptgeschäftsaktivität“ maßgeblich ist. Liegt diese zum Beispiel im Immobilienbereich, gehören die entsprechenden Erträge und Erträge in die Kategorie „Operating“, obwohl sie normalerweise eher in „Investing“ fallen würden.
Die Kategorie „Investieren“ – Was wird hier ausgewiesen?
In der Kategorie „Investing“ werden Erträge und Erträge aus Beteiligungen, wie zum Beispiel aus assoziierten Unternehmen, ausgewiesen. Auch Gewinne und Verluste aus der Äußerung von Investitionen fallen in diese Kategorie.
Wichtig ist hierbei, dass die Bewertung nach der Equity-Methode in dieser Kategorie erfolgt.
Die Kategorie „Finanzierung“ – Fokus auf die Unternehmensfinanzierung
Die „Financing“-Kategorie umfasst die Erträge und Erträge, die aus der Finanzierung des Unternehmens stammen. Hierunter fallen beispielsweise Zinsen aus Darlehen, Anleihen oder anderen Finanzierungsinstrumenten.
Interessant ist, dass auch Derivate, die nicht zu Sicherungszwecken eingesetzt werden, in diese Kategorie fallen können, wenn sie der Unternehmensfinanzierung dienen.
Die praktischen Auswirkungen des IFRS 18
IFRS 18 wird weitreichende Auswirkungen auf die Unternehmen haben, insbesondere im Hinblick auf die IT-Systeme und die Finanzberichterstattung. Unternehmen müssen ihre Kontenpläne anpassen, um die neuen Kategorien korrekt abzubilden.
Auch die Zuordnung von Erträgen und Investitionen zu den richtigen Kategorien erfordert ein genaues Verständnis der Geschäftsaktivitäten.
Die Übergangsfrist bis 2027 mag noch erscheinen, doch die Vorbereitungen sollten frühzeitig beginnen. Die IT-Systeme müssen angepasst, die Mitarbeiter geschult und die internen Prozesse optimiert werden, um sicherzustellen, dass der Umstieg reibungslos verläuft.
Ein besonderer Fokus wird auch auf die neue Berichterstattung zu den Kennzahlen gelegt. Unternehmen, die sogenannte „Management-Defined Performance Measures“ (MPMs) verwenden, müssen diese zukünftig detailliert erklären.
Dies betrifft sowohl die Definition der Kennzahlen als auch die Begründung, warum und wie sie verwendet werden.
Die Quintessenz des IFRS 18
Mit IFRS 18 wird ein großer Schritt in Richtung einer verbesserten Vergleichbarkeit von Finanzberichten gemacht.
Die Einführung klar definierter Kategorien in der Gewinn- und Verlustrechnung schafft Transparenz und ermöglicht es Investoren, die operative Leistung eines Unternehmens besser zu bewerten. Dennoch bringt der Standard auch Herausforderungen mit sich, insbesondere im Hinblick auf die Zuordnung von Erträgen und Leistungen sowie die Anpassung der internen IT-Systeme.
Für Unternehmen gilt: Der Umstieg auf IFRS 18 sollte nicht auf die lange Bank geschoben werden. Je früher die Vorbereitungen beginnen, desto besser kann der Übergang gestaltet werden. Unternehmen, die schon heute mit den Umstellungsmaßnahmen starten, werden langfristig von einer verbesserten Performance-Berichterstattung profitieren.
IFRS 18 verspricht eine bessere Vergleichbarkeit, erfordert jedoch sorgfältige Vorbereitung und Anpassungen. Unternehmen sollten diese Herausforderung angehen, um langfristig von den Vorteilen zu profitieren.
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